"Liebes Arschloch, ich habe deinen Beitrag auf Insta gesehen. Du bist wie eine Taube, die mir im Vorbeifliegen auf die Schulter kackt."

So beginnt Rebeccas erste E-Mail an Oscar und damit ein über 300 Seitenlanger E-Mail Kontakt. Und mein erstes Buch von Despentes.

Oscar, Mitte 40, mittelmäßiger Autor, der jetzt bis zum Hals in einer öffentlichen metoo Debatte steckt, hat Rebecca, Mitte 50, berühmte & erfolgreiche Schauspielerin, auf Instagram beleidigt. Nach einem anfänglich wildem Wortgefecht, kommt ihre gemeinsame Vergangenheit auf, in Form von Oscars Schwester Corinne, über die sich die beiden schon seit Jahren kennen. Ihre Vorliebe für Drogen und ihre gemeinsamen Sitzen bei den NAs werden Thema. Und nach und nach näheren sie sich immer mehr an.

Das Buch spielt zu Zeiten des Lockdowns ins Paris. Der Form des Briefromans ist in diesen Zeiten schlüssig. Auch scheint es für beide ein geschützter Raum zu sein, in dem sie sich einander anders, offener, dem anderen zeigen können und ihre Gedankenwelt mitteilen.

Auch Zoé taucht immer durch Postings und Blogbeiträge auf. Die ehemalige Referentin hat früher in dem Verlag gearbeitet, in dem Oscars erste Bücher erschienen sind. Oscar ist ihr zu nahe gekommen und sie spricht von Belästigung und Nötigung. Den Verlag musste sie damals verlassen, nicht Oscar. Und eine neue Stelle kam nicht mehr.

Dann kommt es zum Ende des Lockdowns. Das normale Leben beginnt wieder. Und der E-Mail Kontakt wird allmählich zu eng.

Liebes Arschloch behandelt gesellschaftliche Themen in einem Briefroman. Es geht unter anderem um metoo, Social Media und Feminismus. Und mir persönlich auch etwas zu viel zum Drogen. Mich haben Despentes Charaktere gut unterhalten, auch wenn keiner wirklich sympathisch wirkte. Ein kurzweiliges Buch, das mich nicht über die komplette Länge begeistern konnte, aber viel Stoff zum Diskutieren bietet!