Yuval Noah Harari liefert mit Nexus eine spannende und umfangreiche Erzählung darüber, wie Informationsnetzwerke die Menschheitsgeschichte geprägt haben – von mündlichen Erzählungen über Buchdruck bis hin zu sozialen Medien und KI. Seine Stärke liegt im großen Überblick und in der zugänglichen Sprache, die komplexe Zusammenhänge auch für alle LeserInnen verständlich zu machen.

Harari zeigt auf, wie Informationsnetzwerke seit der Steinzeit Macht beeinflussen – etwa durch Mythenbildung und Bürokratien . Er warnt eindringlich vor der KI als Intelligenz, die menschliche Emotionen manipulieren und demokratische Strukturen unterlaufen könnte. Mir klaren, narrativen Darstellungen und lebendigen Beispielen, die leicht verständlich und gut zu lesen sind, ohne Vorwissen in diesen Bereichen zu verlangen, verknüpft er spannend Geschichte und Gegenwart.

"Nun haben wir eine andersartige, anorganische Intelligenz herbeigerufen, die sich unserer Kontrolle entziehen und nicht nur unsere Spezies, sonder auch zahllose anderer Lebensformen in Gefahr bringen könnte. Mit den Weichenstellungen, die wir alle in den kommenden Jahren vornehmen, entscheiden wir darüber, ob sich die Entwicklung (...) als fataler Fehler erweist oder als Beginn eines hoffnungsvollen neuen Kapitels in der Evolution des Lebens."

Es geht um die Gefahren der Algorithmen hinter der KI und das fehlende Verständnis dieses Systems. Doch auch die Chancen der KI zählt er auf sowie die Wichtigkeit der Demokratie in diesem Zusammenhang und deren Fähigkeit zur Selbstkorrektur.

"Wahlen ermitteln nicht, was wahr ist, sondern was die Mehrheit will. Menschen wünschen sich oft, dass die Wahrheit eine andere wäre, als sie ist. Demokratische Netzwerke haben daher einige Selbstkorrekturmechanismen, um die Wahrheit vor dem Zugriff der Mehrheit zu schützen."

Nexus ist ein Sachbuch, das zugänglich geschrieben ist und versucht Entwicklungen in der KI einzuordnen. Dennoch hat mich der letzte Teil nicht ganz überzeugen können, ich hatte mir gewünscht etwas mehr zu Handlungsoptionen für Politik und Gesellschaft am Ende zu lesen. Der Punkt hat mir leider etwas gefehlt. Auch greift er an der einen oder anderen Stelle auf seine früheren Bücher zurück, sodass mir einige Textstellen bereits bekannt waren.

Trotz dieser Kritik, auf jeden Fall lesenswert und eine große Empfehlung von mir.

"Doch Demokratie ist eben nicht gleichbedeutend mit der Herrschaft der Mehrheit. Demokratie bedeutet Freiheit und Gleichheit für alle. Demokratie garantiert allen Bürgern bestimmte Freiheiten, die selbst eine Mehrheit nicht wegnehmen kann."