Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
13. Oktober 2024
2 Min. Lesezeit

Row Zero - Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikindustrie

erschienen im Mai 2024 im Eichborn Verlag auf 272 Seiten. Erhältlich für 22,00 EUR

ISBN: 978-3-8479-0178-5/Anzeige

nach den Vorwürfen gegenüber Till Lindemann und der Band Rammstein im vergangen Jahr, haben Daniel Drepper und Lena Kampf weiter recherchiert und mit über 200 Menschen in der Musikindustrie gesprochen. "Row Zero" ist das Ergebnis ihrer Recherchearbeit, die weit über über die Veröffentlichungen von Rammstein hinausgeht und uns ein System erklärt, das Strukturen für Machtmissbrauch in der Musikindustrie seit Jahrzehnten fördert.

In insgesamt 14 Kapiteln lesen wir von Vorfällen, die teilweise von Verantwortlichen als Einzelfälle dargestellt werden. Frauen schildern (anonymisiert) ihre Erfahrungen mit verschiedenen Stars. Auch werden die Vorwürfe gegen Till Lindemann und Band noch einmal aufgearbeitet, verantwortliche Personen beleuchtet und Schilderungen der Betroffenen in Zusammenhang gesetzt, überprüft und nachgegangen.

Es geht aber um viel mehr. Andere Künstler, Bands, ganze Genres fallen mit in die Recherchen und das Ausmaß der Fälle fand ich beim Lesen schockierend. Es werden international bekannte Vorfälle betrachtet und schnell wird klar, dass es strukturelle Probleme in allen Bereichen gibt. Überall finden sich Grenzüberschreitungen und Stars sowie Mitarbeiter, die sich der Verantwortung im Bezug auf ihre Fans nicht bewusst sind und ihre Stellung ausnutzen.

Auch die Rolle der Frauen in der Musikindustrie, die im (Event)Management oder als Bookerin arbeiten wird beleuchtet. Wie katastrophal der Umgang mit Frauen ist, erzählen sie an konkreten Beispielen. Gleichzeitig erfahren wir, wie normal es in der Branche zu sein scheint, Frauen wird nicht auf Augenhöhe begegnet, sie werden als Objekte betrachtet und lehnen sie sich zu sehr auf, droht das Karriereende.

Kampf und Drepper erklären, warum viele Taten und Vorwürfe nicht strafrechtlich verfolgt werden. Was Prozesse für Frauen bedeuten würden und warum sexsualisierte Gewalt und Machtmissbrauch von so vielen Verantwortlichen geduldet wird.

Das Buch zeigt aber auch, dass die mutigen Frauen, die sich mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit wag(t)en, das System langsam ins Wanken bringen. Immerhin wird jetzt über die Strukturen gesprochen und das Bewusstsein für Machtmissbrauch gestärkt. Ich wünsche dem Buch noch viel Aufmerksamkeit, damit der Aufschrei in 2023 nicht einfach versandet sondern die Wahrnehmung sich ändert und das Bewusstsein für Machtmissbrauch weiter wächst.

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