Sarah Höflich legt mit ihrem Debütroman "Maikäferjahre" einen atmosphärisch dichten Familienroman zum Ende des Zweiten Weltkriegs und im Nachkriegsjahr 1945 vor. Erzählt wird die Geschichte von Anni, die mit ihrer kleinen Tochter aus dem zerstörten Dresden flieht und sich mit dem jüdischstämmigen Geiger Adam auf den Weg in die besetzte Zone macht. Ihr Zwillingsbruder Tristan wird als Kriegsgefangener in England von einer britischen Krankenschwester gepflegt – ein Liebespaar, dessen Beziehung von politischen und gesellschaftlichen Spannungen bedroht wird.

Höflich schafft ein Portrait von vier jungen Menschen, die lernen müssen, dass Liebe nicht alles überwinden kann und sich die Frage stellen, wie viel Schuld ihre Liebe ertragen kann. Mit einer klaren Sprache schreibt sie über die Zerrissenheit zwischen Schuld, neuer Hoffnung und der Suche nach Heimkehr. Die Höhe und Tiefen sind bewegend erzählt und trotzdem bleibt die Autorin klar und unaufgeregt in ihrer Sprache.

Das Bild Deutschlands im Umbruch zum Kriegsende wirkt realistisch. Und auch die historischen Einordnungen zu Beginn der einzelnen Abschnitte setzen die individuellen Schicksalsschläge mit den geschichtlichen Ereignissen in Kontext.

Für mich war vor allem das letzte Drittel des Romans sehr stark und auch das Ende hat mich abgeholt, auch wenn die Geschichte zum Teil offen bleibt. Ein Buchtipp für alle LeserInnen, die sich für Familiengeschichten in Zeiten großer Umbrüche interessieren.

"Was bist du für ein Mensch, um etwas zu bitten, das du nicht selbst gewährst?"