Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
13. Oktober 2024
3 Min. Lesezeit

Die Wand

erschienen im November 2023 (Ersterscheinung 1963) im Classen Verlag auf 320 Seiten. Erhältlich für 24,00 EUR

ISBN: 978-3-546-10079-3/Anzeige

Für mich ist "Die Wand" nicht nur ein Highlight 2024, sondern eins meiner Highlights aller gelesenen Bücher bisher - und ein morderner Klassiker. Ich habe bislang noch keine Bücher von Haushofer gelesen, werde nun aber auch dringend zu anderen Titeln von ihr greifen. "Die Wand" hat auch mich auf mehreren Ebenen berührt und lässt viel Platz für Interpretationen und zum Nachdenken über das eigene Leben. Es schenkt so viel Hoffnung trotz der aussichtslosen Situation und lässt die LeserInnen gemeinsam mit der namenlosen Ich-Erzählerin über ihr und unser Leben reflektieren.

Eine Frau fährt mit Freunden gemeinsam in die Berge. Sie bleibt die Nacht über alleine in der Jagdhütte und als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist sie hinter einer gläsernen Wand von der restlichen Welt abgeschnitten. Hinter dieser Wand existiert kein Leben mehr. Die einzige Gesellschaft die ihr bleibt, ist Luchs, der Jagdhund ihrer Freunde. Gemeinsam mit ihm versucht sie zu überleben, sich von der Realität abzulenken und weiterzumachen.

" Wenn ich jetzt an die Frau denke, die ich einmal war, ehe die Wand in mein Leben trat, erkenne ich mich nicht in ihr. Aber auch die Frau, die auf dem Kalender vermerkte, am zehnten Mai Inventur, ist mir sehr fremd geworden."

Nach über zwei Jahren fängt sie an, die bisherigen Geschehnisse niederzuschreiben. Diesen Bericht lesen wir. Ohne Kapitel, ohne Struktur erzählt sie uns von ihren Erfahrungen, von der Einsamkeit, von ihren Gedanken an die alte Welt. Zu ihr gesellt sich noch eine Katze und eine Kuh. In dem sie sich um ihre Tiere kümmert und selbst versucht zu überleben, rettet sie ihren Verstand. Sie erlaubt sich kaum Gedanken zu der unerklärlichen Wand und akzeptiert schnell die neue Situation. Das Zusammenleben mit den Tieren anstelle der Menschen prägt sie neu und die Einsamkeit lässt sie hinterfragen, wer sie wirklich ist.

Ich hatte beim Lesen einen richtigen Sog-Effekt. Ja, einige Szenen und Beschreibungen mögen sich wiederholen, aber das gab mir eher das Gefühl von Struktur. Ich habe es nie negativ empfunden. Auch wurde eher ruhig und langsam erzählt, ohne großen Spannugnsbogen und trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Es geht um die Arbeit im Sommer, ihre Vorbereitungen auf den Winter, die Heuernte, die Wetterbedingungen, einfach um das Überleben. Da die Frau beim Schreiben auch immer wieder kurz aus dem Jetzt berichtet, wissen wir häufig früher, was noch passieren wird. Auch dafür war ich dankbar, da man auf die ein oder andere Wendung vorbereitet wurde.

Durch die detaillierten Beobachtungen der Ich-Erzählerin war ich von Anfang an in der Story. Es hat eine ganz besondere (düstere) Stimmung und ich hätte am Ende gerne weitergelesen. Ein ganz besonderes Buch, das mich mit sehr vielen Fragen zurück gelassen hat und an das ich noch lange zurück denken werde! Große Empfehlung, vor allem wenn man bedenkt, dass das Buch bereits 1963 veröffentlicht wurde.

Es ist so viel mehr als ein Überlebensbericht.

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