Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
24. Juni 2025
2 Min. Lesezeit

Brief an die Mutter

erschienen im April 2025 im Verbrecher Verlag auf 150 Seiten. Erhältlich für 22,00 EUR

ISBN: 978-3-95732-610-2/Anzeige

In ihrem eindrucksvollen Briefroman "Brief an die Mutter" richtet sich Bela Winkens erstmals öffentlich an die Mutter, die sie nie kennenlernte und zeichnet damit ein kraftvolles Zeugnis ihres Lebens als Kind und Überlebende im Holocaust.

Ihre Großeltern und Eltern wurden in KZs deportiert und ermordet. Ihre Mutter starb in Auschwitz. Winkens berichtet in rückblickenden Briefen über ihr Überleben im KZ Theresienstadt und die traumatische Kindheit im Versteck. 1941 in Berlin geboren, konnte sie 1944 bei Verwandten und in einem Kinderheim untertauchen. Bis auch ihre Identität aufflog und sie im Alter von drei Jahren nach Theresienstadt deportiert wurde.

"Ich leiste keine Trauerarbeit. Ich erinnere mich. Ich bin Erinnerung. Wenn es einen Grund gibt, warum ausgerechnet ich überlebt habe, vielleicht den, dass ich noch lange genug leben werde, um Schutz zu sein vor dem Vergessen. Vor dem Vergessenwerden. Ein Schutzschild derer, die sich nicht mehr selber schützen können."

Ihre ersten bewussten Erinnerungen hat sie in Theresienstadt gesammelt und trug ihre Erinnerungen bis in die 1960er-Jahre mit sich, bis sie sie erstmals zu Papier bringen konnte. "Brief an die Mutter" setzt sich aus verschiedenen Fragmenten zusammen. Sie hat Träume und Erinnerungen sowie Erzähltes und Gelesenes verarbeitet und damit auch ihre eigenen Leerstellen im Leben versucht aufzuarbeiten.

Ihre Worte sind klar und ungeschönt. Die Trauer über den Verlust der Familie mischt sich mit einem stillen Zorn und dem Versuch, Identität zu erlangen, indem sie sich an die Mutter richtet. Winkens schildert nicht nur die historischen Fakten, sondern auch den dauerhaften psychischen Einfluss ihrer traumatischen Kindheit.

"Mein Leben beginnt für mich in und mit Theresienstadt."

Brief an die Mutter ist ein sehr bewegendes, persönliches Werk. Winkens Brief-Roman ist ein wichtiges Dokument, ein stilles und kraftvolles Schreiben gegen das Vergessen, ein persönliches Vermächtnis und ein wichtiger Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust und dessen folgenreichen Nachwirkungen.

"Wir waren 15.000. Nur 100 haben überlebt."

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