erschienen im Januar 2023 im Luchterhand Verlag auf 448 Seiten. Erhältlich für 24,00 EUR
ISBN: 978-3-630-87741-9/Anzeige
In diesem Briefroman lassen Zeh und Urban ihre Charaktere Stefan und Theresa "aufeinander los". Die beiden stehen jeweils für sehr eigene, gesellschaftliche Position und vertreten ihre Meinung ohne große Differenzierung und unnötig plakativ.
Die beiden kennen sich aus ihrer Studienzeit und hatten einen engen Draht zueinander, nachdem sie 20 Jahre keinen Kontakt hatten, treffen sie sich zufällig wieder. Nach diesem Treffen halten Stefan, erfolgreicher Journalist in Hamburg und Theresa, Landwirtin in Brandenburg, den Kontakt über Massengerdienste und E-Mail.
Schnell stellen wir fest, dass die beiden Lebensrealitäten nicht viele Gemeinsamkeiten haben und auch die Werte, Weltanschauungen und Prioritäten mehr als auseinander driften. Während sie sich gegenseitig aus ihrem Leben berichten, eskalieren ihre Probleme in dramatischer Art und Weise und schaukeln sich immer höher.
Nun hätte man die verschiedenen Debatten differenziert zwischen beiden Parteien spannend und unterhaltsam aufarbeiten können. Immerhin sind sie trotz so unterschiedlicher Meinungen im Gespräch geblieben und versuchen immer wieder aufeinander zuzugehen -
oder man kann an beiden Positionen drastisch festhalten, Situationen und Aussagen satirisch überziehen und damit jegliche Themen eskalieren lassen.
Die AutorInnen haben sich für letzteres entschieden und damit leider einiges liegen gelassen, was der Roman hätte bieten können. Zumindest für mich. Bei Themen wie Rassismus, Klimapolitik und Aktivismus hätte ich mir Charaktere gewünscht, die klug miteinander diskutieren, oder sich im Laufe der Zeit zumindest weiterentwickeln und mehr reflektieren. Aber die Charaktere wurden eher anstrengender und die Diskussionen nervig. Nicht unbequem sondern wirklich nervig und teilweise unglaubwürdig.
Das Buch lässt sich flüssig lesen und es gibt andere Bücher von Juli Zeh, die ich gern gelesen habe. Dieses leider nicht. Auch hat es mir keinerlei neue Erkenntnisse über unser Debattenkultur eröffnet. Ich konnte nichts mitnehmen und hatte das Gefühl, es geht eher darum Klischees auf den Höhepunkt zu treiben und damit ins lächerliche zu ziehen.
Leider nicht mein Buch.
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