Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
13. Oktober 2024
2 Min. Lesezeit

Vatermal

erschienen im Juli 2023 im classsen Verlag auf 304 Seiten. Erhältlich für 25,00 EUR

ISBN: 978-3-546-10061-8/Anzeige

"Unsere Zeit rennt, Metin, mit jeder Zeile"

Vatermal ist für mich ein Highlight dieses Jahr. Ich habe das Buch im März in drei Tagen verschlungen und hatte direkt im ersten Kapitel mit den Tränen zu kämpfen. Ich musste abwechselnd lachen, weinen, wurde nachdenklich und habe die Wut, den Frust und den Schmerz von Arda gespürt.

"Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war. Du sollst erfahren, wie es deiner Familie in Deutschland ging, wie der letzte Sommer meiner Jugend war, bevor fast alle meine Freunde verschwunden sind."

Arda liegt mit Organversagen im Krankenhaut. In Angesicht der existenziellen Angst, entscheidet er sich Metin einen Brief zu schreiben. Metin, sein Vater, den er nie kennengelernt hat. Metin, der seine Familie in Deutschland zurück gelassen hat. Zurück geblieben sind neben Arda, seine Mutter und seine Schwester, die jedoch nicht mehr miteinander reden.

"Metin, manchmal muss man Dinge erst voneinander trennen, damit sie sich erneuern und hinterher wieder miteinander funktionieren."

Arda schreibt Metin einen Brief und berichtet vom letzten Sommer seiner Jugend. Von seinen Freunden, von Alltagsrassismus, von den Streitereien zu Hause. Er erzählt eindringlich von der prägenden Zeit in Deutschland. Die Abwesenheit von Metin ist allgegenwärtig sowie der Kamp um Zugehörigkeit. Arda kritisiert seinen Vater und dessen Entscheidungen. Er stellt Metin Fragen, auch wenn die Chance so gering ist jemals eine Antwort zu bekommen, versucht ihn zu verstehen.

"Wir selbst wurden einander die Väter, die wir nicht hatten. (...). Ihr seid alle abgehauen, aber wir konnten euch nicht entkommen. Ihr wart beides, weg und trotzdem da."

Parallel erfahren wir von der Kindheit von Ardas Mutter und ihre Vergangenheit mit Metin. Erhalten so eine weitere Perspektive auf die Geschichte von Arda und ein größeres Bild. Öziri hat die Vergangenheit und Gegenwart in diesem Roman miteinander verwoben und schreibt über gescheiterte Helden, Versagen, Verlust und Freundschaft. Mir ist die Story noch immer sehr präsent und der Debütroman hat mich sehr mitgenommen und berührt.

"Wenn die Welt auch ständig davon schwafelte, dass wir keine Perspektive hatten, wussten wir: Das Gegenteil stimmte. Wir hatten zu viel Perspektive (...)."

Ganz große Leseempfehlung von mir!

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