Soldier Sailor hat mich im letzten Drittel sehr emotional erwischt. Auf eine gute Art und Weise, aber es kam unerwartet. Das dritte Buch der Women's Prize for Fiction Shortlist habe ich ehrlich gesagt unterschätzt. Claire Kilroy schreibt über die ersten Jahre in einer Mutterschaft, über Herausforderungen, Überforderungen und bedingungsloser Liebe.

Das Buch ist aus Perspektive von Soldier (die Mutter im Roman), die ihrem Sohn (Sailor) schreibt bzw erzählt. Es geht um seine Kindheit. Erinnerungen, Anekdoten und Momente, die die Kindheit ausmachen. Was Solider von Sailor erhält und wie sie die Liebe empfindet. Aber auch um katastrophale Alltagsmomente, die Soldier an ihre Grenzen bringt und Unverständnis und Kämpfe in der Beziehung zu ihrem Mann.

Die Erzählungen haben sich sehr authentisch angefühlt. Ich war genervt, musste lachen, war verzweifelt, hoffnungsvoll und habe mit Soldier gelitten. Gegen Ende des Buches verschwimmen die Zeiten und die Altersstufen, es geht um die Kindheit an sich, was sie für uns und unsere Eltern bedeutet. Was die Kindheit der Eltern bedeutet und das wir immer das Kind in uns haben werden, das wir einmal waren. Es ein Teil von uns ist. Nicht nur in uns selbst sondern auch in den Erinnerungen unserer Eltern. Es geht um Zeit, dem Lauf der Dinge und wie wir uns in der Beziehung zu unserer Mutter weiterentwickeln.

Kilroy hat einen wunderschönen emotionalen Ton getroffen und die letzten Sätze sehr eindringlich und einfühlsam formuliert. Das Buch gibt einem vielleicht auch noch einmal eine andere Sichtweise auf die eigene Kindheit und die Beziehung zu den Eltern. Und wahrscheinlich spricht sie zahlreichen Müttern aus dem Herzen.

Für mich war Soldier Sailor zu Anfang eine schöne und unterhaltsame Geschichte, die mich dann überraschenderweise mit sehr viel Tiefe berührt hat. Große Empfehlung - nicht nur für Mütter!