von Mirrianne Mahn, erschienen im März 2022 im Rohwohlt Verlag auf 304 Seiten. Erhältlich für 24,00 EUR
ISBN: 978-3-498-00390-6/Anzeige
Issa ist schwanger und auf dem Weg nach Kamerun. Eigentlich will sie die Reise gar nicht antreten, die sie in ein Land führt, das ihre Heimat ist und das ihr doch so fremd erscheint. Doch ihre Mutter besteht darauf. Und wenn Issa ehrlich zu sich selbst ist, kommt ihr die Reise doch gar nicht so ungelegen. Die Unsicherheit ihrer Beziehung und die Fragen, wer sie selbst eigentlich ist, lassen der Abreise aus ihrer Situation in Deutschland doch auch etwas Positives abgewinnen.
In Douala steht sie unter der Obhut ihrer Omas und geht den Weg der alten Rituale ihres Landes. Doch für Issa ist es trotz der Liebe ihrer Familie vor Ort nicht leicht. In Frankfurt ist sie zu Schwarz und in Buea zu deutsch. Die Frage nach der Zugehörigkeit wird in ihrer Heimat nicht kleiner, sondern erst einmal größer, da sie trotz dem Vertrauten auch hier die Fremde ist.
"Wir sprechen miteinander. Wir verstehen uns nur nicht."
In dem Roman von Mirrianne Mahn geht es jedoch nicht nur um die Auseinandersetzung von Issa mit sich selbst und ihrer Zugehörigkeit, sondern auch um ihre Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte ihre Mutter und Großmütter und Urgroßmütter, bis ins Jahr 1903 gehen wir zurück und lernen über die deutsche Kolonialzeit in Kamerun und die Vererbung von Traumata von einer Generation zur nächsten.
Mahn schreibt abwechselnd aus Issas Perspektive, die 2006 spielt und die ihrer VorfahrInnen. Mir hat der Blick in die Vergangenheit besonders gefallen und ich hätte gern noch mehr aus diesen Zeiten gelesen. Issa selbst lernt sich in diesem Prozess besser kennen und auch auf ihre Mutter bekommt sie eine andere Perspektive. Ihr schwieriges Verhältnis scheint Gründe zu haben und sie erkennt, dass auch ihre Mutter eine Vergangenheit hat.
Issa ist ein großartiger Debütroman, den ich sehr gerne gelesen haben. Mahn zeigt durch den Perspektivwechsel auf, wie sich das Land und die Rituale durch die Kolonialzeit geändert haben und was an alten Traditionen aufrechterhalten wurde und Issa so auch ihrem Kind mitgeben kann.
"Sie dachte darüber nach, wie Frauen von Kindesbeinen an darauf gedrillt werden, Dinge zu tun, die sie nicht wollten, und wie ihnen oft nicht einmal erlaubt wurde, in Ruhe Fehler zu machen. Frauen wurden gelenkt, geformt und kontrolliert."
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