erschienen im Februar 2024 im Hanser Berlin Verlag auf 288 Seiten. Erhältlich für 23,00 EUR
ISBN: 978-3-446-27955-1/Anzeige
Philipp und Faina lernen sich in der Grundschule kennen und werden beste Freunde. Für Philipp, der bisher als Außenseiter galt, geht damit sein größter Wunsch in Erfüllung. In Faina, die mit ihren Eltern in den 1990er Jahren aus der Ukraine nach Deutschland kam, hat er endlich eine Freundin gefunden, mit der er alles teilen kann. Die ihn genauso mag wie er sie und der er helfen kann. Die beiden werden unzertrennlich bis Philipp eines Tages eine Entscheidung für Faina trifft, die sie ihm nich verzeiht und sie den Kontakt abbricht.
"Wer so eine Seelenverwandtschaft kennt, weiß, dass sie auch dann bestehen bleibt, wenn die Person nicht anwesend ist. Das ist das Blöde. Egal wie sehr ich es versuche, ich kann nicht aufhören, an sie zu denken."
Jahre später sucht sie wieder seine Hilfe. Sie hat kein Geld, keine Wohnung und ist schwanger. Doch sie ist sich sicher, dass Philipp sie unterstützen wird. Philipp scheint nur auf diesen Tag gewartet zu haben und gemeinsamen bauen sie sich ein neues Leben auf. Wollen Co-Eltern werden. Den Alltag zusammen meistern und gemeinsam leben. Doch die Abhängigkeit der beiden und die Dynamik werden immer gefährlicher.
"Weil ich trotz seiner Manipulation, seiner Kontrollsucht und seiner Gewalt immer noch das Gefühl habe, ihm gegenüber loyal sein zu müssen."
Abwechselnd erzählen Philipp und Faina aus ihren Perspektiven. Wir erfahren, wie die beiden sich kennengelernt haben, wie eng ihre Freundschaft war und was sie in der Kindheit prägte. Philipp erzählt von seinen Zwängen und Abgründen und seine Ablehnung gegen Fainas Vorstellung von einem sozialen Leben. Er selbst braucht nicht mehr als "seine Faina". Füreinander versuchen sie mal mehr mal weniger Rücksicht zu nehmen. Kennen kaum einen anderen Menschen so gut wie den Anderen. Doch die ruhige und geordnete Erzählung von Lana Lux führt uns langsam aber sicher von einer kindlichen Freundschaft zu einer krankhaften Obsession, die tragisch endet.
"Natürlich will er, dass es ihr gut geht. Aber die Wahrheit ist auch, dass er sie weniger mag, wenn sie so aufgedreht, so irrational, so egoistisch oder, wie sie es selbst nennt - glücklich ist."
Nicht nur das Opfer kommt uns in diesem Roman nah sondern auch der Täter. Nicht weil er sympathisch ist, sondern weil uns das Täterprofil, seine Handlungen und Gedankengänge immer weiter erklärt werden. So lesen wir über einen Femizid, der vom Anfang her erzählt wird und sich über Jahrzehnte aufbaut. Durch die Gleichzeitigkeit der ruhigen Erzählung, das Beschreiben der Entwicklungen und die Taten schockiert das Ende, auch wenn man beim Lesen erahnen kann, worauf es hinausläuft. Ein sehr gelungener Roman, der sich mit den Themen häusliche Gewalt, Stalking und der Verwechslung von Liebe und Besessenheit beschäftigt, mit der dunklen Seite der Menschen befasst, aufwühlt und lange nachhallt.
"Ich jedenfalls habe schon klein auf gelernt, dass Liebe und Schmerz zusammengehören."
Eine große Leseempfehlung für alle, die sich mit den Themen beschäftigen möchten.
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