Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
29. Januar 2025
3 Min. Lesezeit

Die Katze und der General

erschienen im Februar 2022 bei der Frankfurter Verlagsanstalt auf 768 Seiten. Erhältlich für 17,00 EUR

ISBN: 978-3-548-06667-7/Anzeige

1995, der Erste Tschetschenienkrieg aus. Nura ist 17 und träumt von einem Leben außerhalb ihres Dorfes. Sie ist sich sicher, für sie wartet so viel mehr dort draußen in der Welt. Mit Beginn des Krieges gibt sie ihre Ziele nicht auf und versucht auf eigene Faust die Mittel zusammen zu bekommen, um ihren Weg zu gehen. Die grausamen Entwicklungen kann sie nicht kommen sehen.

2016 hält die Katze ein Bild von Nura in den Händen. Sie blickt in ihr Spiegelbild und wieder zurück auf das Foto. Es ist, als sieht sie eine Version von sich selbst aus einem Leben, das sie nicht kennt und ihr trotzdem vertraut scheint. Als Schauspielerin erhält sie ein Angebot, dessen Preis sie selbst bestimmten darf. Doch welche Rolle sie wirklich in diesem Stück spielen wird, wird ihr erst klar, als es eigentlich zu spät ist.

1995 wird Alexander Orlow an die Front geschickt. Seine große Liebe muss er zurücklassen und begibt sich in eine ungewisse Zukunft. Der Gedanke an seine Verlobte und ein Leben nach dem Krieg lässt ihn durchhalten, an das Positive des Lebens glauben. Was er jedoch erleben muss und ihn selbst zum Täter werden lässt, verändert ihn für immer. Er kehrt als ein anderer Mensch in sein Leben zurück und will für seine Verbrechen Verantwortung übernehmen. Doch das System und seine Familie arbeiten für ihn und der Prozess endet in einer Sackgasse.

2016 hat der General endlich die Möglichkeit und Mittel, den Prozess aus seiner Vergangenheit neu aufzurollen. Die Täter können endlich Verantwortung übernehmen und beweisen, ob ihr Glück noch am Leben zu sein bestand hat. Er braucht nur noch die Zusage der Katze, um den Abend, der die Gerechtigkeit nach 20 Jahren endlich zurückbringen soll, stattfinden zu lassen.

Haratischwili hat mit "Die Katze und der General" einen Roman geschrieben, der einen fatalen Moment im Tschetschenischen Krieg als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte hat. Die Geschehnisse beruhen auf wahren Begebenheiten. Der Prozess wurde tatsächlich eingestellt. Der Roman versucht die Frage zu beantworten, wie Gerechtigkeit in diesem Szenario aussehen könnte. Wie die Männer Schuld begleichen könnten und die Vergangenheit einen einholen kann.

"Nein, weil das, was damals war, im Jetzt keine Rolle mehr spielt. Und das, was Damals überdauert und sich ins Jetzt fortgesetzt hat, das ist dir bekannt, das kannst du anfassen, und das kannst du fühlen, das andere ist irrelevant. "

Die erste Hälfte des Romans erzählt uns die Geschichte der Täter. Die Charaktere und ihre Lebenswege werden sehr detailliert erzählt und bekommen Tiefe. Wir springen zwischen der Vergangenheit hin und her und erhalten ein großes, bunt gemischtes Bild wie bei einem Zauberwürfel. Bis wir alle Farben richtig sortiert haben und die Geschichte lösen, lässt Haratischwili sich Zeit. Doch als wir das Bild endlich haben und wissen, was passieren wird, brechen wir ab. Das Ende ist so frustrierend wie genial und mit etwas Abstand zum Buch könnte ich mir kein besseres vorstellen.

Ich bin ein riesen Haratischwili-Fan und auch dieser Roman war für mich wieder ein Highlight! Große Leseempfehlung!

"Dass ihr Tod ihm die Furcht genommen und ihn stattdessen dazu verdammt hatte, sich ihre Furchtlosigkeit zu eigen zu machen, auch wenn das bedeutete, dass er alles verriet, was ihm bis zu jenem Tag heilig gewesen war."

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