erschienen im Januar 2024 im Carl Hanser Verlag auf 224 Seiten. Erhältlich für 24,00 EUR
ISBN: 978-3-446-27942-1/Anzeige
In Michael Köhlmeiers neuem Roman "Das Philosophenschiff" berichtet Anouk Perleman-Jacob anlässlich ihres 100. Geburtstag einem Schriftsteller ein Teil ihrer Lebensgeschichte, den sie bisher für sich behalten hat und bittet ihn daraus einen Roman zu schreiben. Der Schriftsteller in dieser Erzählung ist niemand anderes als Köhlmeier selbst, und so macht sich der Autor in diesem Werk selbst zur Romanfigur.
Anouk war in ihren früheren Jahren gefeierte erfolgreiche Architektin und spürt nun zum Ende ihres Lebens, das ein ganz bestimmter Teil noch erzählt und festgehalten werden sollte. Der Teil, der sie mit gerade einmal 14 Jahren aus Sankt Petersburg in ihr neues Leben brachte.
Gemeinsam mit ihren Eltern betrat sie 1922 ein Schiff, von dem sie nicht wussten, wo sie es hinbringen soll und ob sie diese Überfahrt überleben werden. Fünf Tage lang liegt dieses Schiff auf offener See und keiner der 12 Passagiere weiß, was passieren wird. Bis ein weiterer Gast das Schiff betritt, mit dem Anouk eine seltsame Freundschaft aufbaut.
Es ist die Zeit der bolschewistischen Revolution. Die Schiffe, mit denen die neue Sowjetunion unter Lenin in den 1920er-Jahren ungewünschte Intellektuelle außer Land brachte. Es waren also Deportationen ins Exil mit Passagierschiffen. Die Fahrt eines dieser Philosophenschiffe begleiten wir im Roman. Anouk schildert die Unsicherheit der Erwachsenen an Board und ihre eigene Sicht auf diese Zeit. In Monologen und Dialogen mit dem Schriftsteller, der ihr hauptsächlich zuhört, versucht sie die Geschehnisse, die über acht Jahrzehnte zurückliegen, aufzuarbeiten und einzuordnen. Und ist auf der Suche nach er Wahrheit in den Erinnerungen, was ist Fiktion, was ist passiert?
Köhlmeier hat einen historischen fiktionalen Roman geschrieben, der gut recherchiert ist und dennoch viel Freiraum für die Erzählung gibt. Insbesondere in dem Zusammentreffen zwischen Lenin und Stalin auf dem Schiff, dessen ungewollte Zeugin Anouk wird.
"Das Philosophenschiff" ist ein spannender Roman, der sehr sowohl historisch als auch literarisch zu empfehlen ist! Durch die kurzen Kapitel und mit knapp 200 Seiten ist die Erzählung kompakt und nicht unbedingt eine leichte Lektüre, dennoch eine sehr lesenswerte Reise von der russischen Revolution 1922 bis in die Gegenwart. Köhlmeiers Roman war für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert.
"Was niemand weiß, das sollen Sie schreiben, ein Schriftsteller, dem man nicht glaubt, was er schreibt. - Das sei aber nicht ihr Problem, sondern meines. - Gesagt werden soll es. Und wenn es keiner glaubt, umso besser. Aber erzählt werden soll es."
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