Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
5. Juni 2025
2 Min. Lesezeit

Report der Magd

übersetzt aus dem Englischen von Helga Pfetsch, erschienen im Juli 2020 als TB im Piper Verlag auf 416 Seiten. Erhältlich für 14,00 EUR

ISBN: 978-3-492-30327-9/Anzeige

Margaret Atwoods Roman Der Report der Magd (Originaltitel: The Handmaid’s Tale) ist eine eindringliche Dystopie, die in der totalitären Republik Gilead spielt. Nach einer atomaren Katastrophe ist ein grosser Teil der weiblichen Bevölkerung unfruchtbar. In Gilead wurden die Frauen daher ihrer Rechte beraubt und werden in strikte Klassen eingeteilt. Die Hauptfigur, Desfred, aus deren Perspektive wir den Roman lesen, ist eine sogenannte Magd, deren einzige Aufgabe es ist, Kinder für die herrschende Elite zu gebären. Ihr Name leitet sich von ihrem Kommandanten ab, dem sie zugewiesen wurde, und symbolisiert den Verlust ihrer Identität.

"Vielleicht geht es bei alledem gar nicht um Herrschaft und Macht. (...)Vielleicht geht es darum, wer wem was antun kann und dafür Vergebung erlangt. Sage ja niemand, das liefe auf das Gleiche hinaus."

Atwood erzählt von einer Welt, in der religiöser Fundamentalismus und patriarchale Machtstrukturen das Leben bestimmen. Frauen dürfen weder lesen noch schreiben, besitzen kein Eigentum und haben keine Kontrolle über ihren Körper. Diese Unterdrückung wird durch ein System von Überwachung und Ritualen aufrechterhalten.

Desfreds innerer Monolog offenbart ihre Sehnsucht nach Freiheit und ihre leisen Akte des Widerstands, die zeigen, dass der menschliche Wille selbst in den dunkelsten Zeiten nicht gebrochen werden kann. Auch wenn selbst diese Gedanken schon gefährlich sein können, denn sie weiß nie, wem sie trauen kann und wem nicht.

"Ich versuche, mich daran zu erinnern, ob die Vergangenheit genauso war. Ich bin da jetzt nicht mehr sicher. Ich weiß, dass sie diese Dinge enthielt, aber irgendwie ist die Mischung anders."

Die Sprache des Romans ist präzise und nüchtern, was die emotionale Kälte der Gesellschaft widerspiegelt. Gleichzeitig nutzt Atwood poetische Elemente, um Desfreds Erinnerungen an ihr früheres Leben und ihre inneren Konflikte lebendig werden zu lassen. Durch Rückblenden wird der Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart deutlich und uns LeserInnen wird vor Augen geführt, wie fragil Freiheit und Demokratie sind.

Der Report der Magd ist nicht nur eine fiktive Erzählung, sondern auch eine Warnung vor den Gefahren von Extremismus und der Aufweichung von Frauenrechten. Die Themen des Romans sind heute ebenso relevant wie bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1985. Der Roman wirkte beim Lesen zeitlos, die Einordnung in die 1980er Jahre war kaum zu merken, so hätte die Geschichte auch heute oder in der Zukunft spielen können, da die Schilderungen der Vergangenheit wage bleiben.

Atwoods Buch regt zum Nachdenken an und ist eine wichtige Literatur, die uns auffordert, wachsam gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen zu sein.

"Wie die Gründer Gileads wussten, muss man, um ein gut funktionierendes totalitäres System oder überhaupt irgendein System zu gründen, zumindest einigen wenigen Privilegierten einige Vorrechte und Freiheiten anbieten als Entschädigung für die, die man abschafft."

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