Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
18. April 2025
2 Min. Lesezeit

übersetzt aus dem Tschechischen von Raija Hauck erschienen im Februar 2022 im Unionsverlag auf 352 Seiten. Erhältlich für 14,00 EUR

ISBN: 978-3-293-20923-7/Anzeige

In "Hana" erzählt Alena Mornštajnová eine tief berührende Geschichte über Schuld, Schweigen und die Folgen des Zweiten Weltkriegs. Der Roman ist aufgeteilt in drei Zeitebenen und eröffnet uns nach und nach, was Hana erlebt hat.

Wir starten im Jahr 1954. Das Leben der neunjährigen Mira gerät plötzlich aus den Fugen. Nach einer Typhusepidemie wird sie von einem Tag auf den anderen zur Waise und nach dem sie zu erst von Bekannten aufgenommen wird, kommt sie schließlich zu ihrer eigenwilligen, schweigsamen Tante Hana, deren Vergangenheit von dunklen Geheimnissen überschattet ist.

"Ich konnte nie begreifen, warum sich Menschen nicht dafür interessierten, was vor ihrer Geburt passierte, warum sie nicht ihre Eltern und Großeltern ausfragen, wie sie gelebt haben, womit sie zufrieden sind und was sie anders machen würden, wenn sie könnten."

Tante Hana wird von den gesamten Bewohnern des Ortes gemieden, sie scheint eigenwillig und merkwürdig und niemand will mit ihr etwas zu tun haben. Entsprechend widerwillig zieht Mira bei ihr ein und lernt erst in den kommenden Jahren, als sie selbst eine heranwachsende Frau wird, welches Schicksal Hana und ihre Familie erleiden mussten.

Im zweiten und dritten Teil des Romans erfahren wir von den Geschehnissen während des Kriegs und Hana kommt am Ende selbst zu Wort. Sie berichtet von der Okkupation der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten, das Trauma des Konzentrationslagers und den Verlust der Familie. Ihre Umsiedlung aus dem Heimatort, die Zeit in Theresienstadt und die grausamen Erlebnisse in Auschwitz.

Mornštajnová schreibt über Erinnerung, über das Weiterleben nach dem Unfassbaren – und über die Kraft menschlicher Verbindung trotz aller Verstörung. Durch Mira zeigt sie auf, wie die Vergangenheit die Gegenwart formt – und wie wichtig es ist, das Schweigen zu brechen.

Hanas Geschichte hat mich tief bewegt. Vor allem die kleinen falschen Entscheidungen aus der Hoffnung heraus für ein Leben, das in der Rückblende so unwirklich scheint. Die Autorin hat für diese schweren Themen eine klare und emotionale Sprache gefunden, die das Buch trotz aller Schwere einfach lesbar macht. Die Geschichte wird bei mir noch lange nachhallen.

"Wir müssen über die Vergangenheit so viel wie möglich wissen, um nicht dieselben Fehler zu wiederholen. Einzelne Ereignisse hängen immer irgendwie zusammen, greifen ineinander und münden in anderes Geschehen. Nur das Verständnis für Zusammenhänge ist der Weg, wie die Menschheit vorwärts kommen kann."

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