Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
5. Juni 2025
3 Min. Lesezeit

Good Girl

erschienen im Januar 2025 im claassen Verlag auf 400 Seiten. Erhältlich für 25,00 EUR

ISBN: 978-3-546-10096-0/Anzeige

Nila, 19 Jahre alt, rebelliert gegen die traditionellen Werte ihrer Eltern und stürzt sich in das Nachtleben Berlins, der frühen 2000er Jahre, wo sie auf den älteren amerikanischen Schriftsteller Marlowe Woods trifft und sich verliebt. Ihre Beziehung zu ihm ist geprägt von Machtungleichgewicht und Selbstverleugnung. Während Nila versucht, ihre afghanische Herkunft und ihren richtigen Namen (Nilab) zu verbergen und sich in einer Gesellschaft zu behaupten, die sie oft ausgrenzt, verliert sich sie sich mehr und mehr in der toxischen Beziehung zu Marlowe und den Partynächten Berlins.

Nila, Tochter afghanischer Geflüchteter, wächst in einem Berliner Plattenbau auf und pendelt zwischen den Erwartungen ihrer Familie und den Verlockungen der pulsierenden Clubszene. Dem "Good Girl" und den Erwartungen ihrer Eltern kann sie nicht gerecht werden. Sie ist auf der Suche nach ihrer eigenen Identität, Zugehörigkeit und auch nach einer Ausdrucksform für ihr künstlerisches Dasein. Ihre Leidenschaft für Fotografie blitzt immer wieder durch.

"Ich beneide dich auch irgendwie, weißt du. Ich bin sicher, dass es etwas im Leben gibt, das ich vergessen habe und das du noch kennst."

Nilas Gedankenwelt und innere Konflikte sind extrem genauso wie ihr Nachtleben, mit sie scheinbar immer wieder ihre Gedanken und Gefühle unterdrücken und verdrängen möchte. Die Frage nach der Gesellschaft, in der sie lebt und der Gesellschaft, aus der sie kommt, kann sie nicht übereinanderlegen. Die Beziehung zu ihren Eltern wird immer fremder und Nila wünschst sich nichts mehr, als ihrem Leben zu entfliehen.

"Ich hatte recht mit diesem Land, nicht wahr? Ich hatte die ganze Zeit recht."

Aria Aber hat in sehr poetischer Sprache über den Kampf um Selbstbestimmung und Zugehörigkeit geschrieben. Einige Passagen haben mich sehr berührt. Insbesondere der Versuch, ihre Mutter besser zu verstehen und die Entwicklung der Beziehung zu ihrem Vater. Auch hätte es für mich im letzten Teil noch tiefer in die Thematiken gehen dürfen. Andere Teile des Buches waren mir zu monoton und langatmig. Der regelmäßige Drogenkonsum und die sich wiederholenden Partynächte, die die Handlung nicht voranbringen. In den sich wiederholenden Abschnitten ging für mich auch die Sprache verloren. Und auch Nilas Selbstreflexionen und Gedanken bleiben häufig oberflächlich. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht und Einblicke, um die Entwicklung von Nila besser zu verstehen und auch die psychologischen Folgen des Drogenkonsums.

"Good Girl" ist ein Debütroman, der seine Berechtigung hat, mich aber leider nicht ganz abholen konnte. Mit etwas weniger wäre es für mich mehr gewesen. Dennoch hat Aber mit ihrer Sprache überzeugen können und ich hoffe, dass wir noch mehr von ihr lesen werden!

"Good Girl" steht dieses Jahr auf der Shortlist des Women's Prize for Fiction 2025 und ist das fünfte Buch, das ich von den insgesamt 6 Büchern gelesen habe.

"Sie verließ mich, als ich in einem unzugänglichen Alter, verloren in einem jugendlichen Nebel. Ein Alter, in dem Kind und Eltern einander fremd sind, in dem Töchter entsetzt sind über das begrenzte Bewusstsein ihrer Erzeuger, und sie hat nie gesehen, wie ich zu einer Erwachsenen heranwuchs, zu jemanden, der ihre Hand berühren und sagen wollte: Jetzt verstehe ich dich."

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