übersetzt aus dem Englischen von Tanja Handels, erschienen im Juni 2021 im Rowohlt Verlag auf 512 Seiten. Erhältlich für 22,00 EUR
ISBN: 978-3-498-00206-0/Anzeige
An der schottischen Küste wacht seit Jahrhunderten der Bass Rock vor North Berwick und wird Zeuge von etlichen Frauenschicksalen. Drei begleiten wir in dem Roman von Evie Wyld durch die verschiedenen Epochen
Sarah lebt wahrscheinlich im 17. Jahrhundert. Sie wird als Hexe bezichtigt und kann mit einer Familie aus dem Heimatdorf fliehen, die sie vor ihrem Schicksal gerettet hat. Die Rollen, die sie einnehmen soll und die Erwartungen, die an sie gestellt werden kann sie jedoch nicht nachkommen.
Ruth zieht nach dem Krieg mit ihrem Mann und den zwei Stiefsöhnen in ein altes Haus, direkt an der schottischen Küste. Sie wollen dem Großstadtleben entfliehen und Ruhe finden. Ihr Mann pendelt jedoch weiter mehrfach die Woche, oft über Tage nach London in die Kanzlei zum Arbeiten. Die Jungen besuchen schon bald ein Internat und Ruth fühlt sich zunehmend einsam in der Abgeschiedenheit und mit der eigenartigen Nachbarschaft und deren Bräuchen. Sie sucht mehr und mehr einen Ausweg aus ihrer Situation und der eingefahrenen Ehe.
Viv, die Enkelin von Ruth, kommt Jahre später wieder hoch zu dem alten Anwesen. Das Haus soll verkauft werden und sie soll für einige Zeit das Haus hüten. Ohne es zu ahnen, tritt sie damit auch eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und des Hauses am Bass Rock an und bekommt merkwürdige Gesellschaft.
Alle drei Epochen werden von einem roten Faden zusammengehalten, der schwer greifbar ist. Und dennoch ist die Symbolik, die die Frauen verbindet, allgegenwärtig. So gibt es einige mystische Elemente in diesem Buch und einen Geist, der durch die Zeiten reist.
Ein sehr besonderes Buch, dass Gewalt an Frauen über Jahrhunderte hinweg und durch verschiedene Gesellschaftsschichten hinweg thematisiert. Es geht um Situationen, die alltäglich für Frauen sind und schon immer waren. Um Situationen, die jede Frau in ihrem Leben mal erlebt hat. Unterdrückung, Ausbeutung, Gewalt Einsamkeit und Verzweiflung.
Evie Wyld schreibt atmosphärisch und lässt eine passende düstere Stimmung entstehen. Ihre drei Protagonistinnen erzählen abwechselnd und so verfliegen die 500 Seiten. Nachdem ich die Beschreibung "Gothic Novel" gelesen hatte, habe ich allerdings mit noch mehr Spannung gerechnet. Ich fand es deutlich weniger gruselig als gedacht, allerdings waren die Zwischenkapitel, in denen Wyld in Kurzgeschichten von Gewalttaten (physisch und psychisch) an Frauen berichtet, erschütternd in ihrer Bildhaftigkeit.
Ein starker Roman mit vielen Ebenen, der auch sehr gut in den Herbst passen würde!
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