Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
13. Oktober 2024
2 Min. Lesezeit

Die Farbe Lila

von

übersetzt aus dem Englischen von Cornelia Holfelder-von der Tann, erschienen im November 2021 (Ersterscheinung 1983) im ecco Verlag auf 320 Seiten. Erhältlich für 20,00 EUR

ISBN: 978-3-7530-0009-1/Anzeige

Anfang des 20. Jahrhunderts wächst Celia mit ihrer Schwester Nettie im amerikanischen Südbundesstaat Georgia auf. Ihr Vater schwängert sie zweimal und gibt ihre Kinder nach der Geburt weg. Nachdem ihre Mutter gestorben ist, wird sie von ihrem Vater verheiratet, landet in einer Ehe, die durch Gewalt geprägt ist und verliert ihre Schwester.

Celie wendet sich in Briefen an Gott. Diese Briefe sind von Beginn an sehr eindringlich. Obwohl man merkt, dass Celie Wörter und Sprache fehlen um ihren Gefühlen Ausdruck zu geben. Sie schildert ihre Erlebnisse. Schreibt über Gewalt und Missbrauch.

Über die Zeit merkt man ihren Briefen ihre Entwicklung regelrecht an. Vor allem ab dem Zeitpunkt als Shug Avery in ihr Leben tritt und Celie sich verliebt. Ihre Erzählungen werden reflektierter und ausdrucksstärker. Die Freundschaft begleitet Celie von nun an und gibt ihr Hoffnung. Und schon bald sind ihre Briefe nicht mehr nur noch an Gott adressiert.

"Die Farbe Lila" wurde erstmals 1983 veröffentlicht und mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Die brutale und gleichzeitig Hoffnung gebende Geschichte von Celie und ihrer Schwestern ist ein Klassiker der schwarzen Literaturgeschichte. Der Roman wurde bereits mehrfach verfilmt und 2021 neu vom ecco Verlag verlegt. Eine wichtige Geschichte, die mich sehr berührt und überwältigt hat. Die Geschichte der Schwestern ist schmerzhaft und doch kommt sie mit so viel Liebe und Freundschaft daher.

Die Autorin ist nicht nur Schriftstellerin sondern auch Aktivistin und engagiert sich seit den 1060er Jahren in der Bürgerrechtsbewegung. Sie hat sich gegen Israels Politik im Nahen Osten ausgesprochen und untersagte eine Übersetzung "Der Farbe Lila" ins Hebräische. Auch das 2017 veröffentliche "Talmud"-Gedicht so wie weitere antisemitische Äußerungen werfen ein Schatten auf "Die Farbe Lila" und ihre anderen Werke. Dies sollte auf jeden Fall beim Lesen von Walkers Roman bedacht werden.

Für mich ist es ein sehr wichtiges Buch, das ich nicht missen möchte gelesen zu haben.

Und doch bleibt am Ende die Frage, warum Walker, die dazu beitrug, dass Amerika und die ganze Welt ein besseres Verständnis für schwarze Frauen entwickelten, durch ihre Gedichte, Aussagen und Auffassungen die Unterdrückung einer anderen Gruppierung hinnimmt und bekräftigt? Ich lese aktuell noch ihre Tagebücher und möchte danach auch die Biografie ihrer Tochter Rebecca Walker lesen: "Black, White and Jewish"

Am Ende also ein sehr gemischtes Lesererlebnis.

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