Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
5. Juni 2025
2 Min. Lesezeit

Das Echo der Sommer

übersetzt aus dem Schwedischen von Hanna Granz, erschienen im April 2025 im S.Fischer Verlag auf 464 Seiten. Erhältlich für 24,00 EUR

ISBN: 978-3-10-397677-9/Anzeige

Elin Anna Labba nimmt uns in ihrem Debütroman "Das Echo der Sommer" mit in den Norden Skandinaviens. Sie erzählt uns die Geschichte der Sámi, der indigenen Bevölkerung und deren Kampf um ihren Lebensraum. Im Mittelpunkt stehen drei Frauen – die dreizehnjährige Iŋgá, ihre Mutter Rávdná und Tante Ánne –, die nach dem Winter 1941 in ihr Sommerland zurückkehren und feststellen müssen, dass ihr Dorf durch den Bau eines Staudamms überflutet wurde. Dieser Verlust ist der Beginn eines jahrzehntelangen Kampfes gegen staatliche Bevormundung und kulturelle Auslöschung.

"Wie schnell konnte man sich in seiner eigenen Heimat fremd fühlen? Bisher hatte Iŋgá sich das noch nie gefragt, jetzt aber wusste sie die Antwort: schnell. In einer einzigen Nacht konnte es geschehen."

Wir begleiten die Frauen über die nächsten Jahrzehnte und erleben, wie sie für ihr selbstbestimmtes Leben eintreten, obwohl sie immer wieder an den Behörden scheitern. Wir erleben, wie die Natur und ihre Heimat zerstört werden und sich der See immer weiter ausbreitet und das Dorf verschlingt und überflutet, immer wieder.

Labba, schwedisch-sámische Journalistin und Autorin, verbindet in dem Buch persönliche Erfahrungen mit historischen Ereignissen in Schweden und schafft so ein authentisches und ruhiges Buch über die Verbundenheit der Menschen mit der Natur und das Recht auf Selbstbestimmung. Es geht in ihrem Buch aber auch um kulturelle Identität, Hoffnung, Verlust und Trauer auf mehreren Ebenen.

"Im Dorf sagten die Leute immer, wenn man gezwungen werde zu gehen, ohne Abschied zu nehmen, fräßen die Erinnerungen sich in einen hinein."

Ihre Sprache ist ruhig und poetisch im Gegensatz zu den katastrophalen Ereignissen, die sie schildert. Labba verwendet in ihrem Buch viele samische Begriffe, die nicht übersetzt wurden und auch nicht im Glossar nachzuschlagen sind. Das Lesen ist dadurch herausfordernd, das Buch macht es aber sehr authentisch und die Autorin zeigt uns auf, wie wenig wir über die Sámi, ihre Traditionen und dieses Kapitel europäischer Geschichte wissen.

"Egal, ob Winter oder Sommer - du wirst immer einen Ort haben, an dem du sein kannst."

Ein ruhiger Roman mit einer eindringlichen Botschaft, dass ich sehr gerne gelesen haben und empfehlen möchte! Insbesondere für alle, die sich literarisch mit Skandinaviens beschäftigen möchten.

"Ich überströmte die Vögel, die Bäume, die Kinderschuhe zwischen meinen Steinen. Ich überströmte die zu klein gewordenen Boote. Siivujávri, Siivujávri. Halt an, sangen die Menschen, aber ich kannte ihre Lieder nicht. Ich ertränkte sie."

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