In "Als mein Vater in den Straßen von Turin verschwand" begibt sich die Ich-Erzählerin von Marta Barones auf die Spuren ihres Vaters. Leonardo Barone ist erst kürzlich an Krebs gestorben und die beiden hatten keine relevante Beziehung zueinander. Als ihre Mutter beim Aufräumen die alten Gerichtsakten findet, hat ihre Tochter zunächst keinerlei Interesse. Bis sie den Vorwurf liest, der ihrem Vater gemacht wurde: Mitglied in einer terroristischen Vereinigung

Das geheime Zweitleben ihres Vaters lässt sie nicht mehr los und so recherchiert sie weiter, erfährt, dass ihr Vater Mitglied bei der kommunistischen Partei Servire Il Popolo war. Wer war ihr Vater? Der Arzt aus der Arbeiterklasse, der Mitglied einer linksradikalen Bewegung war? Der zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde und nie mit seiner Tochter über etwas gesprochen hatte? Nach und nach fügen sich die Recherchen, Zeugnisse und Dokumente zu einem großen Bild zusammen und nicht nur die Geschichte ihres Vaters wird ihr klarer.

Marta Barones Debütroman ist eine Autofiktion, indem sie ihre eigene Geschichte aufarbeitet. Barone erzählt leidenschaftlich und lässt die verschiedenen Erzählstränge und Zeitebenen nach und nach zusammenlaufen. Durch die vielen und schnellen Wechsel hatte ich teilweise den komplexen Themen zu folgen und am Ball zu bleiben. Der Vater und dich Ich-Erzählerin sind mir beide leider fremd geblieben und die Geschichte ging mir nicht wirklich nah. Ich hätte mir gewünscht, dass mich der Roman mehr in den Bann zieht.

Wer sich mit dem Turin der 1970er- und 1980er-Jahre beschäftigen möchte und mehr die damalige und heutige politischen Verhältnisse in Italien erfahren möchte, wird aus dem Buch sicherlich einiges mitnehmen können.