Buchtipp des Monats
Rezension von Kathrin
24. Mai 2025
2 Min. Lesezeit

Wünschen

übersetzt aus dem Englischen von Cornelius Reiber, erschienen im April 2024 im S. Fischer Verlag auf 320 Seiten. Erhältlich für 24,00 EUR

ISBN: 978-3-10-397598-7/Anzeige

In Wünschen erzählt Chukwuebuka Ibeh die Coming-of-Age-Geschichte des jungen Obiefuna, der im Nigeria der 2010er-Jahre aufwächst. In einer Gesellschaft, in der Homosexualität nicht nur tabuisiert, sondern auch strafrechtlich verfolgt wird, erlebt Obiefuna Ablehnung und Gewalt, nachdem sein Vater ihn in einem intimen Moment mit einem anderen Jungen überrascht. Daraufhin wird er in ein christliches Internat geschickt, das von strenger Hierarchie und Missbrauch geprägt ist.

"Ich habe mein ganzes Leben lang in einem Gefängnis gelebt, Papa."

Die Zeit im Internat prägt Obiefuna. Es sind Jahre, in denen er versucht, unauffällig durchzukommen. Nicht aufzufallen und einfach mit dem Strom zu schwimmen. Diese Zeit wird ihn Jahre später, nach den gesetzlichen Änderungen in Nigeria wieder einholen.

Die Sprache des Romans ist poetisch und präzise. Als LeserInnen tauchen wir tief in die Gefühlswelt von Obiefuna und lesen über seine innere Zerrissenheit und seinem Versuch, in einer feindlichen Umgebung einen Platz für sich zu finden. Obiefunas Suche nach seiner eigenen Identität ist allgegenwärtig und auch die Beziehung zu seinen Eltern spielen eine große Rolle im Buch. Die unbedingte Liebe der Mutter und das unausgesprochene Verhältnis zum Vater, von dem er sich wünscht, dass er ihn einfach nur respektiert und akzeptiert.

"Es ist eine Sache, ein Kind zu lieben, aber eine ganz andere ist es, ob sich dieses Kind auch geliebt fühlt."

Wünschen ist ein mutiges und bewegendes Debüt, das nicht nur die Herausforderungen eines jungen Mannes in einer repressiven Gesellschaft beleuchtet, sondern auch Themen wie Liebe, Identität und Selbstakzeptanz behandelt. Viel bleibt im Buch unausgesprochen und die fehlende Kommunikation fällt immer wieder auf, die in diesem Setting aber auch einfach nicht möglich scheint. Es ist auf jeden Fall ein Roman, der lange nachhallt und uns zeigt, wie instabil und fragil, aber auch wie wichtig unsere Gesetze und unsere gesellschaftlichen und politischen Vereinbarungen sind.

"Man beraubt uns der Möglichkeit, die Unschuld jugendlicher Verliebtheit zu erleben, weil man die ganze Zeit Angst hat und mit dem Stress beschäftigt ist, die Fassade aufrechtzuerhalten."

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