Ela steht kurz vor dem Ende ihrer Promotion, sie ist klug, zielstrebig – und doch voller Selbstzweifel. Was zunächst wie harmlose Halsschmerzen erscheint, entwickelt sich zu einer ganzen Reihe von Beschwerden, die sie von Arzt zu Arzt treiben. Dabei wird deutlich, wie eng Körper und Psyche miteinander verbunden sind und wie stark alte Muster aus Familie und Herkunft noch in ihr nachwirken. Dröscher beschreibt dieses Spannungsfeld zwischen Leistung, Selbstbild und körperlicher Rebellion mit viel Genauigkeit und Feingefühl.

Besonders präsent ist, wie sehr Ela immer wieder auf die Beziehung zu ihrer Mutter zurückgeworfen wird. Die Zuschreibungen des Vaters, Schamgefühle und das dauernde Gefühl, nicht zu genügen, prägen sie weit über die Kindheit hinaus. Doch das Buch bleibt nicht düster, es gibt auch Momente der Wärme: ihre Katze Sir Wilson, enge Freundschaften und kleine Augenblicke der Selbstermächtigung verhindern, dass der Text zu einem reinen Krankheitsprotokoll wird.

Der Stil ist stark autofiktional geprägt und sehr direkt. Jede körperliche Beschwerde ist nicht nur Symptom, sondern trägt auch eine emotionale Ladung. Das Buch ist fordernd, manchmal auch schmerzhaft in seiner Genauigkeit, aber gerade das macht seinen Reiz aus. Wer sich für Fragen rund um Körper, Psyche und Selbstbild interessiert, wird hier fündig. Für manche Leserinnen und Leser mag die Fülle der Symptome und der medizinischen Stationen zu viel sein, doch insgesamt hinterlässt der Roman den Eindruck einer intensiven, ehrlichen und wichtigen Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden und dem eigenen Dasein zwischen Leistung und Verletzlichkeit. Und auch der Aspekt wie Ela letztendlich zum Schreiben gekommen ist hat mir sehr gefallen!

Für mich ein sehr gelungenes Buch nachdem ich auch „Die Lügen meiner Mutter“ gerne gelesen habe. Das Buch muss man dafür nicht zwingend kennen, hilft aber vielleicht etwas die Dynamiken mehr zu verstehen.