Seit fast 20 Jahren haben sich Eva und Lukas in ihrem gemeinsamen Leben eingerichtet. Sie wohnen in Leipzig, sind verheiratet, haben zwei Kinder und ihren Alltag gefunden. Eva, die als Mathelehrerin arbeitet, und Lukas, der sich als freiberuflicher Künstler verwirklicht hat, haben sich mit den kleineren und größeren Kompromissen arrangiert, Wünsche und Träume sind der Realität gewichen. Doch es kommt auf beiden Seiten immer mehr die Unsicherheit auf, ob dieses Leben nun alles ist und ob es sich noch richtig anfühlt.

Jette lebt ebenfalls in Leipzig, ist Single, Schriftstellerin, kinderlos und jobbt nebenbei in der letzten Videothek der Stadt, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Als sie Lukas in einer Bar kennenlernt, ist die Anziehung zwischen den beiden sofort da, obwohl er doch glücklicher Familienvater ist und sie überhaupt nicht auf Männer steht. Auch Jette und Eva lernen sich unverhofft kennen und auch hier scheint die Anziehung nicht auszubleiben. Und so entsteht eine Dreiecksgeschichte, die viel infrage stellt und versucht, Antworten zu liefern.

Während die Gewissheiten bei Lukas und Eva mehr und mehr zu bröckeln anfangen, baut Janna Steenfatt drei Biografien auf, bringt uns Jette, Lukas und Eva näher. Wir erfahren über ihre soziale Herkunft, ihre Jugend, ihr Heranwachsen und ihre bisherigen Lebenswege. Alle Charaktere zeichnet Steenfatt sehr authentisch und vielschichtig. Es geht um die Fragen in der Lebensmitte, welche Neuanfänge sind mit 40 Jahren noch möglich, welche bereits verwirkt und wie lange kann man sich noch wieder neu erfinden?

"Wie gut es wäre, wenn man verschiedene Leben ausprobieren könnte, bevor man sich für eines entschied, dachte Eva. Wenn man ein Leben, von dem man einmal dachte, es würde einem gut stehen, nachdem man es eine Weile gelebt hatte, einfach umtauschen könnte und ein anderes dafür bekäme, eines, das einem besser stand."

Anhand unserer drei ProtagonistInnen, deren Perspektiven wir abwechselnd lesen, beantwortet Steenfatt die Frage nach dem, was uns verbindet, was uns trennt und welche Rollenbilder wir überdenken sollten.

Ich habe "Mit den Jahren" sehr gerne gelesen, wurde von allen drei Charakteren gleichermaßen gepackt und mochte die Entwicklungen in den Beziehungen und den Charakteren. Steenfatt beobachtet den Alltag sehr genau und fängt die komplexen Gefühle, Träume und Ängste der Drei anschaulich ein. Ein kurzweiliger, moderner Roman.

"Ich bin es einfach leid gewesen. Das Leben, das wir führen. Miteinander, ohne einander, aneinander vorbei. Diejenige, die ich mit Lukas bin."